Erst vor wenigen Wochen haben wir darüber berichtet, dass ein deutsches Ingenieursbüro das Model 3 zerlegt und die Herstellungskosten des Fahrzeugs mit 28.000 US-Dollar beziffert hat. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist jedoch, dass die Kathoden der im Tesla Model 3 verwendeten Panasonic-Zellen nur noch zu 2,8 Prozent aus Kobalt bestehen. Damit hätte Tesla einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil, denn aktueller Stand der Technik seien bisher acht Prozent Kobaltanteil.
Obwohl die Information nun seit zwei Wochen bekannt ist, hatte das Nachrichtenmagazin Forbes vor zwei Tagen einen Bericht veröffentlicht, der die Abhängigkeit Teslas von Kobalt thematisierte. Kobalt sei demnach einer der Hauptkomponenten in Tesla-Akkus und könnte aufgrund der schwierigen Beschaffung möglicherweise zur „Achillesferse“ für die Model 3-Produktion werden.
Elon Musk nahm diesem Bericht jedoch ziemlich schnell den Wind aus den Segeln, denn der CEO erklärte, dass die Akkus des Model 3 aus weniger als drei Prozent Kobalt bestehen. Zudem fügte er hinzu, dass man in der nächsten Akku-Generation überhaupt kein Kobalt mehr nutzen wird.
Bei der Kobalt-Versorgung könnten zukünftig tatsächlich Engpässe auftreten, je mehr Autohersteller Elektroautos bauen. Zwar sei das Metall auf der Erde reichlich vorhanden. Doch sind nur wenige Länder bereit, Kobalt abzubauen. Die Kobalt-Konzentration in Gestein ist gering und der Gewinnungsprozess äußerst aufwendig und umweltschädigend. Zudem sei beim Kobalt-Abbau im Kongo Kinderarbeit üblich, weshalb sich Automobilkonzerne davon distanzieren müssten, forderte Amnesty International Ende letzten Jahres in einem Bericht.
Tesla könnte statt des relativ teuren Kobalts zukünftig mehr Nickel nutzen, was die Energiedichte erhöhen würde. Nickel-Lithium-Akkumulatoren sind Gegenstand aktueller Forschungen. Sie haben das Potenzial für eine ultrahohe theoretische Energiedichte von 935 Wh/kg, doppelt so hoch wie eine Lithium-Ionen-Batterie (414 Wh/kg), basierend auf dem aktiven Material in den Elektroden, schreiben die Wissenschaftler im Journal of the American Chemical Society.
Diesem Erfolg standen bisher die unterschiedlichen und inkompatiblen Anforderungen an Elektrolyten entgegen. Während Lithium einen wasserfreien organischen Elektrolyten benötigt, andernfalls würde es unter heftiger Wärmefreisetzung mit Wasser reagieren, braucht Nickel einen wässrigen Elektrolyten. Forscher konnten jedoch eine glaskemarische Membran entwickeln, die es ermöglicht, für jede Elektrode den geeigneten Elektrolyten bereitzustellen, ohne dass sich die Elektrolyten vermischen.
Ob die Tesla-Akkus der nächsten Generation einen solchen Aufbau auf Zellebene haben werden, kann aktuell nur spekuliert werden. Auch ist unklar, wann der Elektroautobauer überhaupt die nächste Akku-Generation einläutet. Sicher ist jetzt jedoch, dass Tesla zukünftig keinen Kobalt mehr für die Akkus nutzen möchte.