Forschungsgruppe demonstriert, warum der Autopilot gegen ein stationäres Auto fahren könnte

Thatcham Research, eine in Großbritannien ansässige Agentur, die für die Association of British Insurers arbeitet, hat zwei Tests mit einem Model S durchgeführt, um zu demonstrieren, warum der Autopilot des Fahrzeugs gegen ein stationäres Auto fahren könnte. Damit sollen einige Unfälle erklärt werden, die trotz solcher Assistenzsysteme passieren.

Im ersten Test, bei dem das Elektroauto einem zum Stillstand gekommenen Fahrzeug folgte, zeigte das Model S eine gute Leistung. Im zweiten Test, bei dem ein führendes Fahrzeug ohne Vorwarnung die Spur wechselte, konnte das Model S jedoch nicht rechtzeitig anhalten und kollidierte mit einem stationären Auto, das durch einen aufblasbaren Dummy auf der Teststrecke von Thatcham dargestellt wurde.

Tesla verwendet eine Reihe von 8 Kameras, 12 Ultraschallsensoren und ein nach vorne gerichtetes Radar, um Objekte und andere Fahrzeuge auf der Straße zu erkennen. Erweiterter Autopilot, das Fahrerassistenzsystem des Unternehmens mit Tesla Vision, verwendet eine Kombination aus Traffic-Aware Cruise Control (TACC) und Autosteer (Lenkassistent). Traffic-Aware Cruise Control ermöglicht es dem Fahrer, eine Geschwindigkeit einzustellen und einem vorausfahrenden Fahrzeug zu folgen und dabei einen festen Abstand einzuhalten. Autosteer hingegen erkennt Fahrbahnmarkierungen und das Vorhandensein von Fahrzeugen und Objekten und steuert das Model S anhand der Fahrbahnmarkierungen.

Es gibt jedoch einige Fälle, in denen sich TACC als unzureichend erweisen würde, z. B. wenn das führende Fahrzeug vor dem Spurwechsel unter der eingestellten Geschwindigkeit des Benutzers fährt. In einem solchen Fall würde der Tesla der langsameren Geschwindigkeit des führenden Fahrzeugs entsprechen, um eine Kollision zu verhindern, und sobald das führende Fahrzeug die Spur verlässt, würde das Elektroauto beschleunigen, um seine Zielgeschwindigkeit zu erreichen.

Basierend auf den Ergebnissen der Voruntersuchung der NTSB, ereignete sich dieses Szenario Anfang des Jahres bei dem tödlichen Model X-Unfall in Kalifornien.

Solche Fälle treten jedoch nur auf, wenn der Fahrer sich zu sehr auf den Autopiloten verlässt. Achtet er hingegen aufmerksam auf die Straße, genügt ein einfacher Fingerstreich, um den TACC zu deaktivieren, um das Auto vom Beschleunigen und Aufprall auf ein stehendes Fahrzeug abzuhalten. Ein aufmerksamer Fahrer könnte rechtzeitig bremsen und die Lenkung des Fahrzeugs übernehmen, um eine Kollision zu vermeiden. Tesla erwähnt genau das in der Betriebsanleitung seiner Fahrzeuge:

Warnung: Diese Liste enthält nicht alle Situationen, die die ordnungsgemäße Funktionsweise der Fahrerassistenzkomponenten beeinträchtigen können. Verlassen Sie sich aus Sicherheitsgründen niemals ausschließlich auf diese Komponenten. Es obliegt dem Fahrer, aufmerksam zu bleiben, sicher zu fahren und jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten.

Zuletzt hatte der Elektroautobauer dennoch ein Update veröffentlicht, welches das System nun deutlich restriktiver macht, wenn der Fahrer die Hände nicht am Lenkrad hat. So vergehen je nach Geschwindigkeit nur wenige Sekunden, bis der Fahrer die Meldung angezeigt bekommt, dass er die Hände am Lenkrad belassen soll.

Während sich einige Kunden darüber beschwert habe, weil sie es als zu nervig empfinden, erklärte Elon Musk die Crux bei der Sache wie folgt:

[Wir] können das System nicht zu lästig machen oder die Leute werden es nicht benutzen, was sich negativ auf die Sicherheit auswirkt, aber wir können auch nicht zulassen, dass die Leute zu selbstgefällig werden und die Sicherheit wieder leidet.

Warum das Tesla Model S bei dem im Video gezeigten Vorfall nicht rechtzeitig reagieren kann, ist einfach erklärt. Zwar erkennt das TACC das stationäre Fahrzeug, aber gerade bei Geschwindigkeiten über 80 km/h missachtet die Autopilot-Software eventuell solche Warnsignale, um nicht fälschlicherweise ein Bremsmanöver einzuleiten, da sie auch ein falsches Signal bzw. Phantomgegenstände sein könnten (false positive). Solche falschen Signale könnten beispielsweise Verkehrszeichen sein, die von oben herab hängen oder aber auch eine Aluminiumdose auf der Straße mit der dem Auto zugewandten Unterseite. Diese könnte der Radar so groß wie ein Auto wahrnehmen, da sie die Radarwellen wie eine Satellitenschüssel reflektieren würde. Unter 80 km/h sollte der Autopilot das Fahrzeug in den meisten Fällen besser erkennen und abbremsen können.

Auch dazu schreibt Tesla im Benutzerhandbuch:

Warnung: Der Abstandsgeschwindigkeitsregler verzögert/bremst eventuell nicht, wenn sich stehende Fahrzeuge vor Ihnen befinden. Dies kann insbesondere bei Fahrgeschwindigkeiten über 80 km/h geschehen, wenn das vor Ihnen fahrende Fahrzeug Ihre Spur verlassen hat und sich stattdessen ein stehendes Fahrzeug oder Objekt vor Ihnen befindet. Achten Sie stets auf die Straße vor Ihnen, und seien Sie jederzeit bereit, sofort korrigierend einzugreifen. Wenn Sie die Vermeidung von Kollisionen ausschließlich dem Abstandsgeschwindigkeitsregler überlassen, kann dies zu schweren oder tödlichen Verletzungen führen.