Physiker: Audi-Manager hat bei Lade-Vergleich mit Tesla „gestohlen, gefälscht und gelogen“

Bei der Vorstellung des e-tron im vergangenen September konnte Audi noch auftrumpfen: Anders als Elektroautos von Tesla werde das E-Modell aus dem VW-Konzern mit einer Leistung von bis zu 150 Kilowatt laden können, sagte der zuständige Audi-Produktmanager Matthew Mostafaei gegenüber Journalisten. Seitdem hat Tesla die maximale Ladeleistung beim Model 3 jedoch auf 250 kW erhöht, woraufhin Mostafaei Mitte Mai bei einem Vortrag auf der New York Auto Show versuchte, trotzdem die Überlegenheit des e-tron zu beweisen. Doch dabei hat er nach Ansicht von zwei Physikern „gestohlen, getäuscht und gelogen“.

Bei der Messe in New York legte Mostafaei eine Folie auf, die belegen sollte, dass der e-tron trotz seiner niedrigeren Spitzenleistung schneller bis 80 Prozent lädt als ein Tesla an der neuesten Supercharger-Generation V3. Zu sehen ist darauf, dass die Ladeleistung beim Tesla nach anfänglichen knapp 250 kW schon ab etwa 10 Prozent Akku-Füllung rasch abnimmt, während der Audi noch bis 80 Prozent bei gut 140 kW bleibt. Eine Quelle für die Daten war auf der Folie nicht angegeben.

Simon Barke und Myles Clark, zwei nach eigenen Angaben an der University of Florida tätige Physiker mit PhD-Titel, haben sich in einem Gastbeitrag für US-Medien jetzt genauer mit Mostafaeis Behauptungen beschäftigt. Und sie kommen zu einem unschönen Schluss: Nicht nur habe der Manager eine Grafik zur Tesla-Ladeleistung ohne Quellengabe aus dem Internet übernommen. Er soll auch ihre Achsen verschoben und umskaliert haben, was eine Fälschung sei – unter anderem mit dem Effekt, dass der Tesla auf der Grafik bei einem Akku-Stand von unter 0 Prozent zu laden beginnt.

Auf dieser Grundlage habe Mostafaei dann behauptet, der e-tron sei einem Model 3 beim Laden überlegen, obwohl die korrekten Daten das Gegenteil belegen, schreiben Barke und Clarke weiter. Dies könne man als gutes Marketing bezeichnen oder auch als „dreiste Lüge“, im besten Fall als hochgradig irreführendes Versehen.

Nach Darstellung der beiden Physiker ließ die Präsentation des Audi-Managers außer Acht, dass das Model 3 von Tesla einen deutlich niedrigeren Stromverbrauch auf 100 Kilometer hat als der e-tron; schon bei einer durchschnittlich gleich hohen Ladeleistung würde man mit einem Model 3 also in derselben Zeit mehr Reichweite nachladen können – und dies sei die Einheit, die in der Realität relevant sei. Das Model 3 erreiche bei der höchsten Ladeleistung einen Spitzenwert von 1000 Meilen pro Stunde, selbst bei 150 kW seien es immer noch 600 Meilen pro Stunde, während der e-tron auf maximal 300 Meilen pro Stunde komme.

„Schnell laden = schnell ankommen“ stand als Überschrift auf Mostafaeis New Yorker Folie. Das sei korrekt, schreiben Barke und Clark. Doch der Audi-Manager habe vergessen zu erwähnen, dass der e-tron in der Realität in dieser Hinsicht enttäuschend langsam sei.

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