Tesla hat eine schwierige Woche hinter sich: Nach einem weiteren Brand eines abgestellten Model S kündigte das Unternehmen als Gegenmaßnahme ein Software-Update an, laut einem Untersuchungsbericht war bei einem tödlichen Unfall mit einem Model 3 im März der Autopilot aktiviert, und in der EU musste Tesla das Autopilot-System beschneiden, um neuen Regeln gerecht zu werden. Obendrein wurde in der Nacht zum Freitag eine E-Mail bekannt, in der Tesla-CEO Musk vor einer drohenden Pleite innerhalb von zehn Monaten gewarnt haben soll.
Am Freitag stürzte die Aktie, die schon im Verlauf der Woche auf ein neues Zweijahrestief gefallen war, noch einmal um fast 9 Prozent ab, nach Ansicht von Beobachtern unter anderem wegen der E-Mail. Inzwischen hat allerdings der Fernsehsender CNBC auf seiner Website den vollständigen Text des Schreibens veröffentlicht. Dadurch wird der Zusammenhang deutlicher, in dem die anfangs nur auszugsweisen Zitate von Musk standen. Und am vollständigen Text bestätigt sich: Musk hat, wie von Teslamag bereits vermutet, die Situation bei Tesla übermäßig dramatisch dargestellt.
Bei der aktuellen Rate der Geldverbrennung von rund 700 Millionen Dollar im ersten Quartal des Jahres, also gut 200 Millionen Dollar pro Monat, blieben Tesla nur noch zehn Monate, um die Gewinnschwelle zu erreichen, wurde Musk in den ersten Berichten zitiert. Diese Rechnung bezog sich jedoch nur auf den Verbrauch der vor kurzem von Tesla neu aufgenommenen 2,7 Milliarden Dollar, geht aus dem Volltext der E-Mail hervor. Zusätzlich hatte Tesla aber zum Ende des ersten Quartals, also schon vor der neuen Kapitalbeschaffung, noch 2,2 Milliarden Dollar in der Kasse.
Dass die E-Mail mit seinem dramatischen Sparappell („es ist extrem wichtig, dass wir jede Ausgabe bei Tesla überprüfen, egal wie klein“) an die Öffentlichkeit gelangen würde, dürfte Musk klar gewesen sein, denn sein Unternehmen steht unter intensiver Beobachtung. Ebenso dürfte der CEO geahnt haben, was für ein Medienecho sie auslösen dürfte. Möglicherweise hatte er darauf gehofft, dass zumindest Profianleger erkennen, dass in seiner E-Mail keinerlei neue Zahlen standen. Der Einbruch der Aktie am Freitag spricht dafür, dass er sich damit getäuscht hat.