US-Verkehrsaufsicht NHTSA sagt, man habe die Autopilot-Effektivität nie bewertet

Tesla-CEO Elon Musk hatte noch in der vergangenen Woche im Earnings Call gegenüber Analysten ausgesagt, dass er es unverantwortlich finde, wenn „Journalisten mit Integrität“ einen Artikel schreiben würden, der die Leute dazu bringen würde zu glauben, Autonomie wäre nicht wirklich sicher. Das würde Menschen dazu bringen, das System auszuschalten, und dann möglicherweise in einem Unfall zu sterben.

Musk hat bereits in der Vergangenheit schon oft betont, dass man mit eingeschaltetem Autopiloten auf den Schnellstraßen deutlich sicherer unterwegs ist. Er verwies dabei auf Untersuchungsergebnisse der NHTSA zu einem tödlichen Unfall in einem Model S aus Anfang 2017, bei denen unter anderem festgestellt wurde, dass sich das Unfallrisiko nach Einführung des Autopiloten deutlich reduzierte – um ganze 40 Prozent.

Von der NHTSA seinerzeit veröffentlichte Gegenüberstellung

Diese Aussage wurde bereits zuvor kritisiert, darunter vom Statistiker Randy Whitfield, der die NHTSA aufgrund fehlender Datenlage und Verweigerung der Auskunft daraufhin verklagte.

Doch nun hat auch die NHTSA gegenüber Reuters offiziell bestätigt, dass zu keiner Zeit die Effektivität des Autopiloten getestet wurde. Man hat bei der Gegenüberstellung der Unfallraten nie geprüft, ob der Autopilot aktiviert war, erklärte die US-Verkehrsaufsicht am vergangenen Mittwoch.

Tesla habe die Statistik falsch interpretiert

Die NHTSA sagt mittlerweile, dass Tesla die Statistik die letzten eineinhalb Jahre falsch interpretiert habe. Erstens hat man bei der Auswertung der Daten nicht berücksichtigt, ob der Autopilot während der Fahrten aktiviert war oder nicht. Zweitens ist die Auslösung des Airbags, welche als Indikator für einen Unfall genommen wurde, eine ungenaue Maßeinheit für Unfälle. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Airbag im besagten Unfall mit Todesfolge Anfang 2017 nicht ausgelöst wurde.

Zudem wurde angemerkt, dass die genutzten Daten von Tesla selbst stammen und von keiner unabhängigen Partei überprüft wurden.

Tesla hat bisher keine Stellungnahme diesbezüglich veröffentlicht. Im letzten Earnings Call erklärte Musk jedoch, dass man ab sofort selbst Sicherheitsstatistiken quartalsweise veröffentlichen wird, um so auch einen besseren Vergleich zu Fahrzeugen anderer Autohersteller zu schaffen.

Automatische Notbremsung dürfte ebenfalls eine Rolle spielen

Die von Tesla oft zitierte Statistik könnte auch aus einem anderen Grund zu Fehlinterpretationen führen, sagen Experten. Demnach wird im bereitgestellten Datensatz nicht beispielsweise zwischen Lenkautomatik und der automatischen Notbremsung unterschieden. Letztere gab Tesla wiederum mittels Software-Update weniger Monate vor dem Autopiloten frei.

Nach Angaben des Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) erleiden Fahrzeuge, die drohende Kollisionen erkennen und selbst bremsen können, halb so viele Auffahrunfälle wie solche, die es nicht können, berichtet WIRED. Mehr als 99 Prozent der Fahrzeuge, die Tesla im Jahr 2017 produzierte, waren mit dieser Funktion serienmäßig ausgestattet, ein höherer Anteil als jeder andere Automobilhersteller.

Versicherungsinstitut: 13-prozentige Verringerung der Unfallhäufigkeit

Das IIHS hat daraufhin versucht, die Auswirkungen des Autopiloten am Model S an der Veränderung in der Häufigkeit von gemeldeten Sach- und Personenschäden zu messen. Man beobachtete jedoch keinerlei Veränderung. Das bedeutet, dass Autopilot-Fahrer nicht mehr oder weniger wahrscheinlich ihre Autos beschädigen oder verletzt werden als andere.

Aber es fand eine 13-prozentige Verringerung der Unfallhäufigkeit, was darauf hindeutet, dass die mit Autopilot ausgestatteten Limousinen weniger Unfälle hatten, die zu Schadensersatzforderungen an die Versicherer führten.

Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn die IIHS konnte nicht sagen, bei welchen Unfällen der Autopilot tatsächlich aktiviert war, lediglich, dass die verunfallten Fahrzeuge damit ausgestattet waren. Außerdem ist weiterhin die Trennung zwischen den einzelnen Funktionen nicht möglich: „Da andere Sicherheitstechnologien unter dem Autopiloten liegen, ist es schwierig, die Ergebnisse für den Autopiloten allein herauszufinden“, sagte Russ Rader, ein Sprecher des IIHS.

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