Im jüngsten Quartalsbericht wies Tesla 53.239 produzierte Einheiten des Mittelklasse-Elektroautos Model 3 aus – fast doppelt so viele wie im Vorquartal. Die Kalifornier positionierten sich damit in Q3 auf Platz fünf der meistverkauften Limousinen in den USA – unabhängig von der Fahrzeuggröße und dem Preis. Auf den vordersten Plätzen befinden sich derzeit noch Volumenmodelle von Toyota und Honda, berichtet Bloomberg.
Die Auflistung ist nicht hundertprozentig aussagekräftig, räumt die Nachrichtenagentur ein: Tesla liefert das Model 3 derzeit nur in Nordamerika aus, zuletzt haben es dabei auch erste Fahrzeuge nach Kanada geschafft – wie viele genau, ist unklar. Auf dem US-Markt sind außerdem vor allem SUV, Crossover und Trucks gefragt – das Limousinen-Segment hat für viele Hersteller keine Priorität. Angesichts der jahrelangen Überlegenheit deutscher Hersteller bei Premium-Modellen dieser Fahrzeugart dürften etablierte Marken dennoch nervös werden. BMWs für die USA verantwortlicher Manager Bernhard Kuhnt räumte bereits ein: “Tesla fährt sein Volumen hoch und setzt das Marktsegment unter Druck.”
Das anhaltende Wachstum von Tesla in den USA ist auch angesichts der turbulenten letzten Monate bemerkenswert – angefangen bei den großen Problemen beim Hochlauf der Model-3-Produktion bis zur Klage der US-Börsenaufsicht SEC und dem erzwungenen Abtritt von Elon Musk als Verwaltungsratschef. Anders als die Konkurrenz verkauft Tesla zudem exklusiv Elektroautos – eine Fahrzeugart, die noch vor nicht allzu langer Zeit als Ladenhüter galt.
Deutsche Premium-Hersteller vor Herausforderung
Der Erfolg Teslas dürfte entscheidend dazu beigetragen haben, dass die Verkäufe der Mercedes-Benz C-Klasse in den USA – die dort meistverkaufte Premium-Limousine – im letzten Monat um 24 Prozent und im bisherigen Jahresverlauf sogar um 28 Prozent eingebrochen sind. BMW erreichte über alle angebotenen Pkw hinweg im September zwar ein Plus von 1,3 Prozent – jedoch vor allem dank des Kompakt-SUV X3, für das Tesla derzeit keinen direkten Konkurrenten im Angebot hat.
Etablierte Premium-Hersteller wie BMW, Mercedes und Audi oder Jaguar wollen Tesla künftig mit eigenen, modernen Elektroautos Paroli bieten. Der Großteil der Stromer kommt aber erst in einigen Monaten oder Jahren auf den Markt. Und: Eine kompakte Batterie-Limousine mit alltagstauglicher Reichweite zum erschwinglichen Preis aus deutscher oder europäischer Herstellung dürfte noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Deutlich frühere und härtere Konkurrenz droht Tesla von Elektroautos aus asiatischer Herstellung – etwa von Hyundai oder Kia. Deren günstigeren Preise scheinen für viele US-Kunden allerdings kein entscheidendes Kaufargument zu sein: Tesla liefert das für 35.000 US-Dollar vor Steuern angekündigte Model 3 aktuell exklusiv in höherpreisigen Varianten aus. Laut Bloomberg nähert sich der durchschnittliche Verkaufspreis der Baureihe der 60.000-Dollar-Marke.
Die Produktion der Grundversion des Model 3 wird für Ende des Jahres anvisiert, der Start in Europa und Asien soll ab Anfang 2019 erfolgen. Angesichts der aktuellen Zahlen könnte Teslas Ziel von 500.000 pro Jahr produzierten Elektroautos – allen Skeptikern zum Trotz – noch in diesem Jahrzehnt Realität werden.