Elon Musk hat in einem Interview mit dem Tech-Blog Recode ausführlich über Tesla, den Stand der Automobilindustrie, das Raketenunternehmen SpaceX und sein aktuelles Arbeitspensum gesprochen. Die zentrale Aussage mit Blick auf Tesla: Der Elektroautobauer sei nach vielen Jahren der Unsicherheit mittlerweile in “einer ziemlich guten Position”.
“Man sollte nicht selbstgefällig werden, wir müssen daher weiter hart arbeiten, aber ich denke, wir sind über den Berg”, sagte Musk. Dies treffe in jedem Fall für die von Anlaufschwierigkeiten geplagte Fertigung des neuen Model 3 zu. Der wichtige Meilenstein von 5000 pro Woche produzierten Einheiten des Mittelklassewagen sei heute “keine große Sache” mehr. Das nächste Ziel sei, 6000, dann 7000 Model 3 pro Woche vom Band laufen zu lassen, ohne dass die Kosten außer Kontrolle geraten.
Musk erklärte, dass die Gründung eines Autoherstellers “banal” sei, das Überleben einer solchen Firma hingegen “unglaublich schwierig”. Vor allem US-amerikanische Unternehmen hätten in dieser Hinsicht vielfach versagt. “Diejenigen, die nicht Pleite gegangen sind, sind Tesla und Ford”, so Musk. Beide hätten jedoch “kaum den letzten Konjunkturrückgang überlebt”. Ob Ford den nächsten Konjunkturabschwung überstehen wird, sei offen.
Angesichts des schwierigen Marktumfelds sagte Musk: “Es ist absurd, dass Tesla noch existiert. Absurd!” Um das Unternehmen am Leben zu erhalten, seien “qualvolle Anstrengungen” nötig gewesen. “Hundert-Stunden-Wochen von allen”, so der Tesla-Chef. “Es gab keinen anderen Weg. Die Alternative wäre gewesen, dass Tesla stirbt.”
Tesla “unglaublich wichtig”
Musk ist überzeugt, dass Tesla “unglaublich wichtig” für die Zukunft der Mobilität und Energieerzeugung ist. Den zentralen Wert des Elektroauto-Pioniers sieht er darin, dass er den Übergang zu nachhaltiger Mobilität und Energie beschleunigt. Der bisher größte Erfolg sei, dass andere Autohersteller wegen Tesla ihre E-Mobilitäts-Bemühungen intensivieren mussten.
“Man kann wohl sagen, dass Tesla nachhaltige Energie um mindestens fünf Jahre vorwärtsgebracht hat, konservativ betrachtet – möglicherweise eher zehn”, sagte Musk. “Und wenn wir weitere Fortschritte machen, könnten es 20 Jahre sein. Das könnte den entscheidenden Unterschied ausmachen.”
Das vergangene Jahr bezeichnete Musk als das schlimmste seiner Karriere mit “irrsinnigen Qualen”. Er räumte ein, dass er für viele Probleme selbst verantwortlich gewesen sei. Er begründete dies unter anderem mit dem massiven Druck und Schlafmangel der vergangenen Monate. Mittlerweile habe sich die Situation aber gebessert – statt 120 Stunden arbeite er nur noch “80 oder 90” Stunden pro Woche, was “ziemlich handhabbar” sei.
Tesla hat vor kurzem erstmals seit Jahren einen Quartalsgewinn präsentiert. Musk bestätigte im Gespräch mit Recode seine Aussage, dass wohl keine neuen Investoren mehr nötig sein werden. Die weitere Produktion und weltweite Expansion sowie neue Produkte sollen durch den Verkauf der bestehenden Modellpalette finanziert werden.