Daimler-Trucks-Chef: “Wir nehmen Tesla ernst”

Teslas für dieses Jahr angekündigter erster Lkw sammelt weiter Bestellungen ein, die etablierten Nutzfahrzeughersteller nehmen den geplanten Elektro-Lastwagen aber – trotz gegenteiliger Äußerungen – offenbar noch nicht so richtig ernst. Das zeigen Äußerungen des Chefs des weltgrößten Lkw-Herstellers Daimler Trucks, der Tesla in einem Interview wiederholt als “amüsant” bzw. “unterhaltsam” bezeichnete.

Martin Daum sprach bei der Technikmesse CES in Las Vegas mit dem Wirtschaftsportal Business Insider. Er betonte dabei zwar, jeden Wettbewerber ernst zu nehmen, verwies jedoch wie viele Kritiker auf die anhaltend hohen Ausgaben von Tesla. Der E-Mobilitäts-Pionier habe “gezeigt, dass er wirklich die Beharrlichkeit hat, beim Erobern des Marktes enorme Verluste in Kauf zu nehmen”, sagte er.

Der Verkauf von Lkw sei ein schwieriges Geschäft, so Daum weiter. Tesla werde das “auf die harte Tour lernen”. Er begründete dies damit, dass der Gütertransport nicht wie der Markt für Pkw sei, wo sich einzelne Modelle für eine Vielzahl von Käufern eignen. “Es gibt eine große Vielfalt beim Güterverkehr”, erklärte der Daimler-Manager. Vor allem die USA seien ein umkämpfter Markt.

Daimler Trucks setzte im vergangenen Jahr über 500.000 Fahrzeuge ab und ist damit weltweit führender Hersteller von mittelschweren und schweren Lkw. In den USA verkaufte das Unternehmen 2018 fast 180.000 Laster. Daum unterstrich, dass er diese Position halten wolle.

Dass Daimler Tesla nicht nur bei Pkw durchaus auf dem Radar hat, zeigen die Bemühungen im Bereich elektrischer Nutzfahrzeuge. Seit Tesla Ende 2017 den Semi enthüllte, haben die Schwaben diverse neue Elektro-Transporter angekündigt. In den USA wurden zuletzt zwei große Lastwagen mit Batterie-Antrieb zu Testzwecken an Kunden übergeben. Statt wie Tesla 800 Kilometer oder mehr stellt Daimler bei Lkw mit einer Batterieladung zunächst nur um die 200 bis 300 E-Kilometer in Aussicht.

Eine weitere Herausforderung für Tesla neben der Technik sieht Daum mit Blick auf den Service. “Wir betreiben ein weltweites Geschäft. Es geht nicht nur um die 176.000 Trucks in Nordamerika, sondern um die mehr als 500.000 weltweit von uns verkauften Trucks. Das ist eine Zahl, die man am Ende auch bedienen muss.”

Um zu großen Nutzfahrzeugherstellern wie Daimler, Navistar, Volvo oder Paccar aufzuschließen zu können, habe Tesla laut Daum noch einen langen Weg vor sich. “Ich mache mich nicht über sie lustig, wir nehmen sie ernst”, sagte er abschließend. “In ihrer Nische könnten sie Erfolg haben. Aber davon, der fünfte zentrale Akteur auf dem nordamerikanischen Markt zu sein, sind sie noch weit entfernt, und wir werden es ihnen nicht einfach machen.”

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